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19.09.2009

Der Wertstoffhof

Ein Ort für Menschenkenntnis Die Sonne scheint, der Tag steht vor dir, und noch ein Auto mit Fahrer, welches ebenso wie du selbst auf den Wertstoffhof will, um sich zu erleichtern.

Das Einfahrt-Tor ist geschlossen, und so soll es auch noch acht Minuten bleiben, dann ist 9.00 Uhr, und dann wird die Müll-Sammel-Aktion dort losgehen.

Die Sonne scheint, die Schlangen auf beiden Seiten der Straße wird länger. Da kommt ein schwarzer PKW mit vier Ringen und vollem Anhänger und stellt sich direkt vor das Tor in die Einfahrt, der Hänger wird zum Fußgänger, denn da steht er ja auch.

Einen Hinweis auf das Ende der Schlange wird vom Fahrer ignoriert, jedenfalls bis ein Containerfahrzeug kommt, und ein Mann mit organge-farbener Weste aussteigt und mit einem klaren Fingerzeig den Weg weist.

Der geht erst mal rückwärts, und wer es nicht gewohnt ist, mit einem Hänger am Haken rückwärts zu fahren, hat da seine Mühe. Aber es gelingt dann doch. Weg ist er. Das Tor öffnet sich, das Containerfahrzeug fährt ein, das Schild "Containerwechsel" wird aufgehangen - Ordnung muß sein, es ist 9.02 Uhr. Das Tor zu, die Sonne scheint, die Autoschlange wird länger, ganz lang. Ein Ziel vereint die Stadtteilbewohnerinnen und -bewohner: Der Müll muß weg!

Auf einmal kommt das schwarze Auto mit Hänger und Mann am Steuer wieder, es hatte offenbar den Weg um den Block gefunden - bis direkt vor das immer noch geschlossene Tor.
Da steht es nun wieder in der Pool-Position - und die orange Weste ist auf der anderen Seite. Werden die ersten also die letzten sein? Das war mal anders versprochen, oder?

Das Tor geht auf, alle wollen auf einmal auf den Hof, aber das Tor ist zu schmal für 50 Autos. Vielleicht ein Konstruktionsfehler? Es gibt Gedränge, manche Hupe funktioniert tadellos, jede-r will drauf, und wenn das geschafft ist, wird einfach dort das Auto abgestellt, wo es für den Fahrer/die Fahrerin am besten ist. Gut wäre, einen Weg frei zu lassen, besser ist aber besser: Da will ich hin und da stelle ich mich auch hin, jedenfalls erst mal mein volles Auto. Es gibt eben unterschiedliche Interessen: Die einen wollen zum Bauschutt, andere Elektrogeräte oder Altpapier los werden, andere Metall oder Holz, Batterien oder Sperrmull. Plastik und Verpackung darf man auch dabei haben.

Gleicher Tag, anderer Wertstoffhof, was früher Mülldeponie hieß: Andere Autos, andere Menschen, gleiches Verhalten. Mein Parknachbar spricht mich an, zeigt auf einen Querfeldein-Parker und sagt: Der denkt wohl, er ist allein auf der Welt. Ich denke mir: Bestimmt nicht! Denn wer allein auf der Welt ist, kann sich nicht vordrängeln.

Da hatte ich aber Glück gehabt. Ich war drauf, andere nicht, denn das Schild "Containerwechsel" wurde aufgehängt. Draußen Schlange, innen Platz: Holz in Container, Batterien entsorgt, Plastik zu Plastik, Sperrmüll zu Sperrmüll. Dann war das Auto leer, mal von mir abgesehen, Tor zu: Menschenfreundlichkeit in oranger Jacke: Tor auf, mit Auto raus, andere draußen und warten. Da stehen sie alle, nichts geht mehr.

Was Müll doch aus Menschen machen kann!